20. Mai 2016 – 3. Juli 2016
Michael E. Smiths Skulpturen, Filme und räumliche Interventionen sind Resonanzkörper, in denen der Verfall und die Verletzlichkeit von Natur und Zivilisation anklingen. Sie wirken wie die Überreste einer ruinösen Zivilisation, die sich immer schneller selbst zerstört. Gefundene Dinge wie Knochen, tote Tiere, Kleidung, Pflanzen oder Plastikbehälter werden zerquetscht, getrocknet, verbogen, mit Harz oder Farbe bearbeitet. Sie landen unter der Decke, in Ecken, am Boden oder nahe darüber. Für seine Ausstellung „pig“ bei CAPRI hat Smith eigens zwei neue Arbeiten entwickelt. In dem Video, das Smith wie alle seiner Materialien gefunden und nicht selbst hergestellt hat, sieht man den Todeskampf eines Welses am Haken. Die zwei Wandobjekte – mit Schnur umwickelte, auf Metallstangen gespießte Maiskolben, sind in blutrote Farbe getaucht. In ihrem schmutzig-maroden, organisch aufgeladenen Minimalismus evozieren Smiths Arbeiten Existenzen im Trancezustand zwischen Leben und Tod und erzählen von den Dystopien der spätmodernen Gesellschaft. Ihre Verweigerung, sich als auratisch aufgeladene Kunstwerke inszenieren zu lassen, vermittelt einen Horror Vacui, der an die leeren Häuser verlassener Ortschaften erinnert. Smith stammt aus Detroit – ein Ort, der zum Synonym für den postindustriellen Verfall Amerikas geworden ist. Wohl auch deshalb wirken seine Arbeiten wie eine Antwort auf das Missverhältnis zwischen den Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, und der Umwelt, die unkontrolliert über die verlassenen Architekturen hereinbricht. Doch so gedämpft und existenzialistisch ihre Stimmung scheint: Unterschwellig pocht darin eine Lebenskraft, die noch nicht verloren und dabei zutiefst menschlich ist. Michael E. Smith (geb. 1977) zählt zu den bedeutendsten Künstlern seiner Generation. Zuletzt widmeten ihm der Kunstverein Hannover, das Sculpture Center in New York und DeAppel in Amsterdam (alle 2015) Einzelausstellungen.
Courtesy by the artist; CAPRI; photo: Achim Kukulies