Neïl Beloufa
12. Mai – 30. Juni 2015
CAPRI, Düsseldorf
Neïl Beloufas Videoinstallationen handeln von den Lebensentwürfen der neoliberalen Spätmoderne. Künstlich kreierte Wohlfühlsituationen, Work-Life-Balance, Wassernähe und Power-Naps – die werbenden Schlagworte seiner Interviewpartner, die in ihren Rollen als Immobilienmakler, Tourist oder stolzer Einwohner einer gesichtslosen Stadt für Prototypen einer hyperstilisierten Gesellschaft stehen, sind eingebettet in krude collagierte Aufbauten aus Sperrholz, Plastiksitzen, Plexiglasscheiben, Luftpolsterfolie, Gummiteilen, Metallverstrebungen und Kabeln, die der filmischen Glätte diametral entgegen stehen. Beloufas Arbeiten wohnt damit eine tragikomische, beinahe apokalyptische Komponente inne: Seine Dokufiktionen lassen sich als zynischer Kommentar auf die total individualisierte Freizeitgesellschaft lesen, in denen Menschen auf absurde Weise gesichtslos und normiert erscheinen; die skulpturale Komponente seines Werks wirkt dagegen roh und archaisch, die einzelnen Fragmente könnten entsorgten Filmkulissen oder Sperrmülldeponien entstammen, aus denen nun behelfsmäßig wie nach einer Katastrophe paraarchitektonische Aufbauten zusammengezimmert wurden. Für seine Ausstellung „Housing“ bei Capri hat Neïl Beloufa eine Wand aus Epoxidharz gebaut, in die zwei Bildschirme eingelassen sind – ein Immobilienmakler erklärt hier die Vorzüge eines sterilen Design-Apartments.
Neïl Beloufa lebt und arbeitet in Paris, wo er 1985 geboren wurde. In den letzten Jahren hat er durch zahlreiche Einzelausstellungen auf sich aufmerksam gemacht, darunter 2012 im Kunstraum Innsbruck und im Palais de Tokyo in Paris, 2013 im Hammer Museum in Los Angeles, 2014 im Londoner ICA sowie bevorstehend dieses Jahr im MoMA in New York. Zudem nahm er an der Lyon Biennale 2012, der Biennale von Venedig 2013 und der Taipei Biennale 2014 teil. Er hat zahlreiche Auszeichnungen erhalten, derzeit ist er für den Prix Marcel Duchamp nominiert. Seine Einzelausstellung „Hopes for the Best“ läuft noch bis 31. Mai im Schinkel Pavillon Berlin.
Photos: Achim Kukulies, Düsseldorf