POETIC MINIMALISM
/ Salon Dahlmann

Bernd Lohaus mit Francis Alÿs, Rosa Barba, Katinka Bock, Ceal Floyer, Félix González-Torres, Sofia Hultén, Gabriel Kuri, Mikko Kuorinki und Anri Sala

22. März – 3. Mai 2015

Salon Dahlmann, Berlin

Kuratiert von Gesine Borcherdt

Die Gruppenausstellung „Poetic Minimalism“ stellt den deutschen Künstler Bernd Lohaus (1940-2010) ins Zentrum, dessen eindringliches Werk bis heute einem breiteren Publikum unbekannt ist. Im Salon Dahlmann wird es erstmals in Kombination mit Künstlern jüngerer Generationen, die seinem Werkansatz nahestehen, im internationalen Kontext vorgestellt. Als ehemaliger Student von Joseph Beuys an der Düsseldorfer Kunstakademie arbeitet Lohaus mit einfachen, roh belassenen Materialien wie Holzbalken, Papier, Fäden, Stein oder Klebeband. Die Stücke versieht er oft mit Fragmenten von Sprache, die er mit Kreide aufträgt oder per Hand einkerbt. Obwohl Lohaus im Umfeld der künstlerischen Strömungen seiner Zeit wie Minimal Art und Konzeptkunst aktiv ist, die sich von Bezügen zum realen Leben weitgehend fernhalten, findet er einen sehr persönlichen, metaphorischen Zugang zur Skulptur. Die behutsame Kombination einzelner Elemente sowie kaum spürbare Veränderungen am Material vermitteln eine intime, poetische Komponente, die den kunstimmanenten Themen und dem anonymen Charakter der Kunst seiner Zeit diametral entgegensteht. Obwohl auch Lohaus mit geometrischen und soliden Materialien arbeitet, zeigt sich bei ihm eine Hinwendung zum Subjekt, ein Ausdruck von Zweifel und Verletzlichkeit. Dieser ephemere, humanistische Zug widerspricht zudem der Materialmythologie, wie sie bei Beuys und den Künstlern der Arte Povera vorkam. Lohaus’ Werkverständnis leitet sich eher von Poesie und Literatur ab und zielt auf soziale Interaktion, Emotion, Zeit und Erinnerung – Faktoren, wie sie erst bei späteren Künstlergenerationen virulent werden. Zusätzlich zu seiner künstlerischen Tätigkeit betreibt Lohaus von 1966 bis 1976 gemeinsam mit seiner Frau Anny de Decker in Antwerpen, wohin er nach dem Studium übersiedelt, die legendäre Galerie Wide White Space, die unter anderem Künstler wie Carl Andre, Marcel Broodthaers, Daniel Buren und Bruce Nauman ausstellt. Um Bernd Lohaus’ Werk zu würdigen und seine Aktualität erstmals im internationalen Rahmen zeitgenössischer Kunst hervorzuheben, stellt „Poetic Minimalism“ einen Dialog her mit Arbeiten von Francis Alÿs, Rosa Barba, Katinka Bock, Ceal Floyer, Sofia Hultén, Mikko Kuorinki, Gabriel Kuri, Félix González-Torres und Anri Sala – künstlerische Positionen, deren minimalistische Bildsprache wie bei Lohaus von einer stillen Poesie sowie dem Wunsch nach Verortung und Kommunikation geprägt ist. Für viele Besucher wird Lohaus eine lange überfällige Entdeckung sein, dessen herausragendes Werk ihnen bisher verschlossen war. Wer ihn kennt, dem wird sich Lohaus im aktuellen Kontext ganz neu erschließen.

Fotos: Nic Ash für Salon Dahlmann

Vorn: Bernd Lohaus, „Untitled“, 1979 rechts: Gabriel Kuri, „Self portrait as a contention and flow chart“, 2014 links: Sofia Hultén, „In the Genes“, 2014
Vorn: Bernd Lohaus, „Untitled“, 1979 rechts: Bernd Lohaus, „Untitled“ hinten: Félix González-Torres, "Untitled (A Portrait)“, 1991/1995 links: Gabriel Kuri, „Self portrait as a contention and flow chart“, 2014
Links: Sofia Hultén, „In the Genes“, 2014 Mitte: Bernd Lohaus, „Untitled“ , 1977, wood, 20 x 205 x 234 cm rechts: Katinka Bock: „Untited (Winter)“, 2015 hinten links: Anri Sala, „Who is afraid of Red, Yellow and Green“, Video, 2008 hinten rechts: Sofia Hu
Links: Katinka Bock, "Untitled (Winter)", 2015 rechts: Mikko Kuorinki, "Eight Blue notebooks", 2012 ![](/content/images/2015/05/SD_2449s.jpg) Francis Alÿs, „Painting Rétoque“, Video, 2008 Bernd Lohaus, „Untitled“, 1974
Ceal Floyer, „Garbage Bag“, 1996 Ceal Floyer, „Welcome“, 2011
Katinka Bock, „Avenue de la République“, 2015